Ob Sabine Lippert diese Geschichte im Sinn hatte, als sie den Ring designte?
Da bin ich überfragt. Aber ich finde er passt vom Stil wunderbar in diese Zeit.
Der einzig bislang bekannte Beweis ihrer Herkunft und ihrem Werdegang bietet ein Brief von Markus Anton Olmo, der in seinem Werk „Physiologia barbae humanae“ (erschienen 1602) zeitgenössische Frauen mit Bartwuchs beschreibt. Der Brief ging an den Arzt und Gelehrten Gisbert Voß von Vossenburg († nach 1629), der berichtete, das Helena Antonia am Hofe der Königin Margarete von Spanien lebte. Sie war zu diesem Zeitpunkt 20 Jahre alt, hatte ein völlig männliches Gesicht und einen kastanienbraunen, fast schwarzen dichten Vollbart, der bis zur Taille herab reichte. Dieser habe zur Verwunderung ihrer Eltern zu sprießen begonnen, als sie im Alter von neun Jahren war. Als diese ihn rasierten, wuchs der Bart von Neuem.
Die Eltern waren arm, und sie vertrauten die 1550 geborene Tochter dem Herzog Ernst von Bayern (damals noch Bischof von Lüttich, danach Erzbischof von Köln) an, der sie seiner Schwester, der Erzherzogin Maria (1551 – 1608) und Mutter der spanischen Königin Margarete (1584 - 1611), schenkte. Erzherzogin Maria war damals mit Erzherzog Karl II. Franz von Innerösterreich verheiratet. Er stammte aus dem Hause Habsburg und war der dritte Sohn des späteren Kaisers Ferdinand I.
Im 16. Jahrhundert stieg man im Rang wenn man sich geistig und körperlich abweichende Menschen beider Geschlechter hielt; wie Narren, Riesen, Zwerge, aber auch Menschen anderer Hautfarbe und exotischer Herkunft wie Mohren und Türken. Sie dienten zur Belustigung am Hofe, und kamen in theatralischen und musikalischen Aufführungen zum Einsatz. Aber auch auch als lebende Demonstrations- und Prestigeobjekte fürstlicher Macht- und Prachtentfaltung. Sie wurden an andere Höfe vermittelt, verschenkt und weitervererbt.
Der Briefwechsel zwischen Herzog Wilhelm von Bayern und dem Erzherzogspaar bezeugt das große Interesse, das Maria und ihr Mann an Menschen mit abnormer Behaarung hatten. Von diesem Interesse dürfte auch Wilhelms und Marias Bruder Ernst, der Lütticher Erzbischof, Kenntnis gehabt haben und Helena an Maria weitergereicht haben, die wohl zu diesem Zeitpunkt schon Witwe war; Erzherzog Karl starb am 10. Juli 1590. Das heute auf Burg Tausnitz aufbewahrte und mit 1595 datierte Bild, das Jahr in dem Helena schließlich starb, überliefert durch seine Legende Helenas Anwesenheit am Grazer Hof.
Die zweitwichtigste Quelle für Helenas Leben am Hof ist ein Kupferstich von Dominik Custos († 1615). Diesem verdankt sie vor allem ihre Berühmtheit. Einen solchen hatte Olmo 1597 in Brescia erworben und ihn wahrscheinlich veranlasst, Erkundigungen über sie einzuholen.
In „Die bärtigen Weiber“ von Christian August Vulpius wird berichtet, dass sich in der Herzoglichen Bibliothek in Weimar ein Bild befand, das der Weimarer Kanzleivorsteher Friedrich Wonna (1667-1688) kopiert hatte. Diese Kopie scheint weit verbreitet gewesen zu sein. 1733 ist ein solches Bild von Helena in der Magdalenenbibliothek in Breslau dargestellt. Anhand der Bildlegende besteht kein Zusammenhang mehr mit Helena Antonia und ihrem Aufenthalt am Grazer Hof; nur ihre Herkunft aus Lüttich blieb noch bestehen.
Mit dem Bild war dann auch die Sage verbunden, dass Helena aus Kummer ein Bart gewachsen sei, weil sie kein Mann heiraten wollte. Geschichten vom Bartwuchs, der die Betroffene so hässlich machte und sie davor bewahrte, eine unerwünschte Heirat einzugehen und es ihr so gestattete, ein Gott geweihtes Leben zu führen, gehen bis ins 6. Jahrhundert zurück.
Seit dem 14. und 15. Jahrhundert hatte sich im deutschsprachigen Raum der Kult der Heiligen Kümmernis ausgehend von den heutigen Niederlanden und Belgien verbreitet. Der Kern der Legende besagt, dass die Tochter des heidnischen Königs von Portugal, heimlich Christin geworden war. Als sie die von ihrem Vater gewünschte Ehe mit dem König von Sizilien eingehen soll, gibt sie sich als Braut Christi zu erkennen. Um ihren Willen zu brechen, lässt der Vater sie einkerkern. Im Gefängnis bittet sie Gott inständig, er möge ihre Jungfräulichkeit bewahren und sie so verändern, dass kein Mann sie mehr begehre. Gott erhört ihre Bitte, und ihr wächst ein langer Bart. Der entsetzte und erzürnte Vater lässt sie hierauf kreuzigen, damit sie so ihrem Bräutigam ähnlich werde.
Vielleicht hatten auch die Eltern Helenas im Sinne, ihre Tochter möge ein geistliches Leben führen, als sie diese dem Lütticher Erzbischof übergaben. Der weltlichen Freuden sehr zugetane Ernst von Bayern aber hat sie seiner Schwester geschenkt, wo sie unter Obhut der streng gläubigen Maria auch ihre Jungfräulichkeit bewahren konnte, jedoch zum Mitglied der Hofgesellschaft geworden war.
Quelle: 10 JAHRE „FRAUEN SICHTBAR MACHEN“ biografiA – DATENBANK UND LEXIKON ÖSTERREICHISCHER FRAUEN ISSN: 0020 – 2320
Quelle: Wikipedia